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Oresteia – Ratlosigkeit mit viel Effekt

Gratiskulturveranstaltungen scheinen zur Normalität am Karlsplatz zu werden. Der ausladende Platz, der Brunnen in der Mitte und die monumentale Kirche dahinter scheinen eine ideale Kulisse für Musikveranstaltungen zu geben. Nach dem Popfest eroberten die Festwochen mit einer Musiktheater-Produktion den Platz.

Zunächst drängen sich noch viele Menschen um das Bassain um zu hören und zu sehen, welches Spektakel die Künstlergruppe La Fura dels Baus rund um Iannis Xenakis „Oresteïa“ entwirft. Mit dem Beginn der Dämmerung zieht eine Fackelträgerprozession von den Treppen der Karlskirche in Richtung Wasserbecken. An dessen anderem Ende sind die MusikerInnen des Remix Ensemble Casa da Música auf einer überdachten Bühne (welche verdächtig derer des Popfestes ähnelt) postiert. Dahinter ist ein aufgeschütteter Sandberg, der später zum Schauplatz des Geschehens wird.

Die Geschichte dieses Spektakels bezieht sich auf die alte griechische Sage um Orest. Dieser schwört Rache an Ägisthis, da dieser ein Liebesverhältnis mit seiner Mutter Klytemnästra unterhält und mit ihr gemeinsam den Vater Agamemnon ermordet. Ermutigt durch seine Schwester Elektra setzt Orest seinen Racheplan in die Tat um und ermordet Ägisthis und Klytemnästra. Nun scheint Orest als Strafe auch der Tod zu blühen, doch die Göttin Athene schreitet ein und setzt ein Gericht ein.

Dieser Geschichte, erzählt durch ausgewählte Textstellen von Aischylos (525-456 v. Chr) und Musik von Iannis Xenakis (1922-2001), lässt sich jedoch nur schwer folgen. Die wenigsten werden den altgriechischen Text parat gehabt haben, die schlechten akustischen Verhältnisse erschwerten ein Verständnis noch zusätzlich. Dass vor allem am Ende dann die Technik versagte, trug zum Unverständnis weiter bei. Auch die örtlichen Gegebenheiten des Karlsplatzes lassen anzweifeln, ob eine Musiktheaterproduktion hier wirklich richtig platziert ist. Der Wind verwehte den Klang, die Chöre (Webern Chor der MDW und Schulchöre) waren weit vom Ensemble entfernt und Dirigent Peter Rudel war sichtlich bemüht, alles beisammen zu halten. Wohl um den öffentlichen Raum nicht zu sehr zu zerstören, gab es keine Zuschauerränge oder ähnliches, wodurch die Sicht doch sehr eingeschränkt war. Wieder ein Punkt, der das Verständnis erschwerte.

Die Darstellung der Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde war zu erkennen, vor allem die Betonung des Feuers. Fröhliche pyrotechnische Feuerspiele verkürzten den Abend wenigstens ein wenig. Diese waren am zweiten Abend noch ausführlicher als bei der Premiere, am ersten Abend ging anscheinend noch mehr schief, als auf den ersten Blick zu sehen war.

Am Ende blieb nicht viel mehr als ein paar gelungene Percussionseinlagen und Licht-, Rauch- und Feuereffekte vor der Kulisse der Karlskirche. Die meisten Besucher verließen das Spektakel schon vor dessen Ende etwas ratlos.