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Call for Papers: SYN „obszön“ bis 27. Mai

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Was obszön ist, erregt von jeher Lust und Ekel; ob nun die Erotik der Verhüllung oder die Exotik der Nacktheit. Ob auf oder abseits der weltlichen Bühnen: Was einst noch wegen seiner Frevelhaftigkeit starker Wertung unterlag, scheint mit einer vermeintlichen Abgeklärtheit gegenüber Darstellungen von Nacktheit, Körperflüssigkeiten und Gewalt, zu einem reizvollen Spiel mit den diametralen Sphären von Privatheit und Öffentlichkeit geworden zu sein.

Wie lassen sich die Ästhetik römischer Gladiatorenspiele, des bürgerlichen Theaters oder des Wiener Aktionismus, die Zerstückelung des weiblichen Körpers durch die Kadrage des Films, die Fetischisierung der Ejakulation im Porno, oder auch Formen der Selbstinszenierung im social media in diesem Dualismus verorten? Was genau empört an solchen Darstellungsformen? Was passiert, wenn sich Privatpersonen im Nachmittagsprogramm, Interessengruppen auf der Straße oder PerformerInnen während ihrer Aufführung entblößen oder „unsittlich“ zeigen? Was macht einen gewissen Stil in Kleidung oder Sprache zu bestimmten Zeiten überhaupt unangemessen provokant? Und wie „obszön“ sind letztendlich repressive Machtstrukturen selbst?

SYN sucht Texte, die unverfroren das allzu offensichtlich Erregende und dessen Wirkungszusammenhänge verhandeln und damit den geheimnisvollen Schleier bestimmter Verhaltensformen zu lüften suchen. Macht euch schon mal frei!

Zur weiteren Inspiration

Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen. – Herbert Marcuse: Versuch über die Befreiung

Wir erleben nicht mehr das Drama der Entfremdung, wir erleben die Ekstase der Kommunikation. Und diese Ekstase ist obszön. Obszön ist das, was jeglichem Blick, jeglichem Bild, jeglicher Repräsentation ein Ende macht. Nicht allein das Sexuelle wird obszön, es gibt heute eine ganze Pornographie der Information und Kommunikation, eine Pornographie der Kreisläufe und Vernetzungen, der Funktionen sowie der Objekte im Zustand der Lesbarkeit, der Normierung – der Objekte mit ihrem erzwungenen Bedeuten, mit ihrer performativen Aktivität, mit ihren Verschaltungen, mit ihrer Polyvalenz, mit ihrem freien Ausdrucksvermögen… – Jean Baudrillard: Das Andere selbst

Einreichungen bis 27.05 an redaktion@syn-magazin.at

Was wir machen:

Redaktionelle Betreuung der eingereichten Abeiten in Hinblick auf Inhalt, Stil, Struktur; diskursive und kritische Auseinandersetzung zwischen BetreuerInnen und AutorInnen; Peer-Review-Verfahren; Lektorat.

Wen wir ansprechen möchten:

Studierende aller Universitäten mit Interesse an geistes- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen, die Zeit und Lust haben, ihre wissenschaftlichen Arbeiten (Hausübungen, Seminar-, Bachelor-Arbeiten, außeruniversitäre Textproduktionen etc.) in den folgenden drei Monaten mit dem SYN-Team zu bearbeiten – bei persönlichen Treffen oder via Internetkommunikation. Auch die Einreichung von konkreten Konzepten ist möglich.

Was zu beachten ist:

Erwünscht sind gängige Word- oder PDF-Formate und eine Länge von höchstens 40.000 Zeichen. Im gemeinsamen Arbeitsprozess wird angestrebt, die Artikel auf einen Umfang von ca. 25.000 Zeichen zu kürzen/komprimieren.

Wir freuen uns auf eure Zusendungen!

Einreichbedingungen