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01·2010 irreal – FREE download


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„Visionen, Illusionen, Utopien: eine Kollision von Realitäten. In medialen Darstellungsformen erhält das Irreale eine Realität, eine mögliche Sphäre der Wahrnehmung, Erfahrung, oder Flucht: Die Grenze zwischen real und irreal schildert die paradoxe Perspektive der Wissenschaft auf Medien. Wie werden Ir-Realitäten erfahren und beschrieben? Aus welchen Perspektiven wird gezeigt und geschaut? Irreales: Mittel der Kritik oder der Unterhaltung?“

– Text zum Call for Papers

Angela Akbari

Ab 2003 „Studium Generale“ am Leibniz-Kolleg in Tübingen. Seit 2005 Studium der Islamischen Kunstgeschichte und Archäologie (Universität Bamberg), Kunstgeschichte und Philosophie (Universitäten Bamberg, Würzburg und Wien). Seit zwei Jahren Fokussierung auf zeitgenössische Kunst. Das Kunstwerk als eingeschriebene Ebene mit vielfachen Schwellenstrukturen (im Sinne einer Immanenzstrategie) zu theoretisieren, bildet den derzeitigen Forschungsschwerpunkt. Schreibt für Galerien und Kunstzeitschriften im In- und Ausland.

 

Abstract: Visionäre Sichtbarkeit

Das Zeit-Raum-Kontinuum ist Gegenstand naturwissenschaftlicher, philosophischer und künstlerischer Reflexion. Jede dieser Disziplinen bezieht ihr Selbstverständnis nicht zuletzt aus der Abgrenzung gegen die anderen. Der Beitrag „Visionäre Sichtbarkeit“ setzt bei der Suspendierung dieser Grenzziehungen an. Die wissenschaftlich präzisen Experimente von Étienne-Jules Marey zur Abbildung von Bewegung entfalten ihre Wirkung, weil die Versuchsordnungen in einem spielerisch-schöpferischen Impuls gründen. Dieses Unbewusste bedarf zu seiner Gestaltwerdung freilich stabiler Rahmenbedingungen: An deren Herstellung wendet wiederum ein Künstler wie William Kentridge Monate.

Kunst gestaltet das Ineins dieser Gegensätze: ‚Ewige‘ Werke, deren zufällig oder vorsätzlich verrottende Teile das Vergehen thematisieren; Texte, durch deren Struktur das lediglich überschriebene Geschichtliche zur Oberfläche dringt; dank Selbstvergessenheit unverwechselbare Künstlerpersönlichkeiten. Im nuancierten Betrachten dieser Widersprüche entbindet sich eine neue, über die Wirkung des ersten Anscheins weit hinausgehende Wirklichkeit.

Benedikt Stegemann

Albert Dikovich

Studium der Philosophie, Germanistik und Romanistik an der Universität Wien

Studienassistent am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie

Vorträge/Publikationen:

„Dem ‚ursprünglichen Entwurf‘ auf der Spur. Die biographische Hermeneutik Jean-Paul Sartres (1905-1980)“. In: Theorien der Biographie. Grundlagentexte mit Kommentar, hrsg. v. Bernhard Fetz u. Wilhelm Hemecker u. Mitarb. v. Georg Huemer u. Katharina J. Schneider. Erscheint Ende 2010.

Abstract: Der Andere als biographiertes Subjekt

Der althergebrachte Anspruch der Biographik, die Rekonstruktion einer biographierten Person zu leisten, ist im biographietheoretischen Diskurs der letzen Jahre vehement in Frage gestellt worden. Die Einsicht in die mediale Vermitteltheit von Verstehensprozessen hat ebenso zur Relativierung der Möglichkeiten biographischer Hermeneutik geführt wie etwa das Bewusstsein des konstruktiven Charakters biographischer Narrative oder die Problematisierung des Verhältnisses von Werk und Leben im Zuge der (Post-) Strukturalistischen Kritik am traditionellen Konzept der Autorschaft. Ergebnis dieser epistemologischen Prüfung der Biographie ist die Erkenntnis der radikalen Alterität ihres Gegenstandes, der damit gleichsam als unmöglicher Erkenntnisgegenstand qualifiziert ist; der Andere als biographiertes Subjekt ist mehr Gegenstand fiktiver Konstruktionen als einer wissenschaftlichen Rekonstruktion, die Möglichkeit einer empathischen Einfühlung mit dem biographierten Subjekt als Telos der traditionellen hermeneutisch geprägten Biographie ist eine Illusion, von der sich die avancierte, poststrukturalistisch beeinflusste Biographik im Stile David Nyes radikal verabschieden möchte.

Auffallend ist dabei, dass in der biographieskeptischen Debatte die phänomenologischen Theorien der Intersubjektivität kaum eine Rolle spielen. Diese Arbeit versucht im Ausgang von Sartes Alteritätsanalysen in L’Être et le néant und seinen verstreuten Entwürfen zu einer Individualhermeneutik die epistemische Kritik der Biographie um eine phänomenologische Perspektive zu bereichern.

Dejan Makovec

geboren: Klagenfurt 1988

Bachmanngymnasium, Matura 2006

Beginn des Studiums der Philosophie an der Uni Klagenfurt WS 06

Seit SS 08 an der Uni Wien

Vorträge/Publikationen:

„Viewing my Night“: a Comparison between the Thinking of Max Beckmann and Ludwig Wittgenstein“ Wittgensteinsymposium Kirchberg am Wechsel, August 09

„Eye See. Depicting the Visual Field – Some Remarks on Ernst Mach’s Drawing“

Wittgensteinsymposium Kirchberg am Wechsel, August 10

Abstract: Ich stehe geschrieben

Der Auseinandersetzung mit Text, und in dem vorliegenden Beispiel mit Literatur, haftet jetzt und in alle Ewigkeit etwas „Irreales“ an. Starke Begriffe und Methoden scheinen in den Schubladen der Literaturtheorie ständig neue Fächer zu erfinden oder zu entstauben und damit die Möglichkeiten der Literaturproduktion – mit welcher ohnehin schon nicht mehr Schritt zu halten ist – unnötig zu vervielfältigen. – – Ob hierbei kein Ende abzusehen ist, ob es an Übersicht fehlt oder ob bereits und gerade Bruchstücke der Textinterpretation und -produktion Lücken füllen, Ansichten ändern und Verbindungen schaffen, sind Fragen, die ebenso ihren Ort und ihre Zeit von späteren Standpunkten zugewiesen bekommen werden. Die Absicht meines Beitrages in diesem Sinne ist es, den Eindruck, den der obige Cartoon so hinreißend ausdrückt, ernst zu nehmen und mit einem Augenzwinkern hinsichtlich Form und Inhalt zu beantworten.

Michael Paninski

Ausbildung zum Kameramann in Köln, anschließende Tätigkeit im Bereich von Dokumentarfilmen und Reportagen für verschiedene nationale und internationale Film- und Fernsehproduktionen

Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Universität Wien

Tutor am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft

Vorträge/Publikationen: Rezensent für Recherche Film und Fernsehen. Zeitschrift der Deutschen Kinemathek

Vorwort in Überblick (André Günther, „Überblick“, Diplomarbeit im Studiengang Visuelle Kommunikation, Bauhaus Universität Wien)

Abstract: Erfahrende Erkenntnis

In meinem kurzen Beitrag zu Siegfried Kracauers Feuilletonartikel Über Arbeitsnachweise aus der Frankfurter Zeitungvom 17.6.1930 wird die Frage nach den Anwesenheitsformen sowohl von Menschen in Räumen, als auch von Räumen in Menschen gestellt. Dabei soll ein „Verhältnis der Teilhabe“ (Merleau-Ponty) skizziert werden, das den architektonischen Raum und das sich darin befindende Subjekt in eine Bezugsbeziehung setzt, die durch die trennenden Kategorien der klassischen Auffassung des Raumes – und der Körper in diesem – mittels ‚spatien’ und ‚topoi’ hindurch weist. Dadurch soll eine Anwesenheit im Raum in den Blick genommen werden, die wesentlich erfahrbar ist. Durch die leibliche Anwesenheit im Raum entstehen räumliche Atmosphären, welche die Herrschaftsformen bis in die letzten Winkel unseres persönlichen Residuums fühlbar werden lassen: direkt unter der Haut.

Ein „Denken durch die Dinge“; das war es, was Kracauers Denken kennzeichnen sollte und was mich bis heute hin an seinen Texten fasziniert. In meiner Lektüre schließe ich mich solch einem Versuch an und versuche ebenfalls, die Dinge nicht einfach vor und um uns herum zu erblicken, sondern mit ihnen an der Welt teilzuhaben. Ausblickend soll mit solch einem Lektüreansatz der Weg eröffnet werden, über eine ästhetische Teilhabe an der uns umgebenden Welt zu einer neuen Form einer Politik der Dinge zu kommen. Mit der ‚erfahrenden Erkenntnis’ wird ein Platz aufgezeigt, den der fühlende Mensch in solch einer Politik auszufüllen hat.

Clara Rybaczek

Clara Rybaczek wurde 1986 in St.Pölten geboren. Sie studiert Theater- Film und Medienwissenschaft, sowie Bildungswissenschaft an der Universität Wien und schreibt momentan an ihrer Diplomarbeit im Fachbereich Medienpädagogik. Sie beschäftigt sich dabei mit der Störung von Medien, als Ent-täuschung, die Lernen anregt. Sie ist Mitautorin des Kapitels Management im Sammelband Pädagogik macht Kritik. Texte zur Gouvernementaltität, der im Rahmen einer Lehrveranstaltung entstanden ist.

Publikation:

Kubizek, Anna Katharina/ Rybaczek, Clara: „Management“, in: Pädagogik macht Kritik. Texte zur Gouvernementalität, hrsg. v. Michaela Ernst/Stefanie Haider/Teresa Weinschenk, Wien: Löcker Verlag

Abstract: Kolonialisierte Erinnerung

Clara Rybaczek versucht die Theaterproduktion Riesenbutzbach. Eine Dauerkolonie von Christoph Marthaler, ausgehend von dort vorgestellten Menschenbildern, zu erschließen. Die Involviertheit des Theaters in gesellschaftliche Entwicklungen wird mit Rainer Ruppert und seinen Überlegungen zur Entstehung des bürgerlichen Subjekts belegt. Davon ausgehend werden die Figuren in Riesenbutzbach als Suchende herausgearbeitet. Denn ein Sinn, der die einzelnen Lebensbereiche zusammenhält, scheint verloren gegangen zu sein. Was verblieben ist, sind Bruchstücke: Alltagsphrasen oder Bewegungsabläufe, die aus ihrem Kontext gehoben fremd und leer erscheinen. Die Figuren sind zwar erschöpft, hören aber nicht auf, sich zu erinnern und bemühen sich um eine (Re-)Konstruktion ihrer Vergangenheit. Manifest wird daran die Bedeutung von Erinnerung für die Selbstkonstitution, für die Verortung, von der aus auch Gegenwärtigem und Zukünftigem Sinn gegeben werden kann. Der Wahrheitsgehalt von Vergangenem tritt zurück hinter das Vermögen, einen Bezugspunkt zu haben.

Lukas Schmutzer

Studium der Philosophie und Germanistik an der Universität Wien

Wissenschaftliche Publikationen:

„Die Tugend als Schaffen von Werk und Leib. Eine Interpretation der Philosophie Nietzsches“, 12 S., in: Annalen der Universität Spiru Haret, Philologische Serie, Verlag der Stiftung Romania de Maine, Bukarest (in Druck). Präsentation am Kongress Multidisciplinary Approaches to Linguistic and Literary Research, 23.-24. April 2010,

Universität Spiru Haret, Bukarest.

„Die verlorene Ehre der Bianca M. Abwandlungen eines APA-Berichts: Ein Fallbeispiel“, 10 S., in: Annalen der Universität Spiru Haret, Philologische Serie, Verlag der Stiftung Romania de Maine, Bukarest (in Druck). Präsentation am Kongress Linguistic and Literary Research from a Descriptive and Historical Perspective, 15.-17. Mai 2009, Universität Spiru Haret, Bukarest.

Belletristik:

„Die camera obscura in der Schottentor-Passage“, Gedicht, in: über.morgen, Jahr 2/Ausgabe 8, 28. 05. 2010, Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen, Wien, S. 12

Abstract: De veritatibus disputandum est

David Lynch spielt in seinem Film Mulholland Drive mit den Erwartungen des Sehers, indem er komplexe, anscheinend aufeinander bezogene Erzählungen aneinander schneidet. Diese Arbeit trägt analog zur Montage des Films verschiedene Theorien an Lynchs Werk heran, die unterschiedliche Perspektiven darauf eröffnen sollen: Ein struktureller Vergleich mit Dalís und Buñuels Film „Un Chien andalou“ verweist auf eine traumhafte Verfremdung in den Szenen des Films, die tiefenpsychologisch gedeutet werden kann. Eine produktionsorientierte Interpretation vermag in ihnen dagegen eine Parabel auf die Konventionen des Kinos schlechthin zu lesen. Durch die Augen des späteren Nietzsche spielt Mulholland Drive zuletzt mit der Frage nach Wirklichkeit und Schein schlechthin – und überwindet sie zugleich.

Hannah Schwegler

Hannah Schwegler, studiert Schulmusik und Germanistik in Freiburg im Breisgau. Für die musikwissenschaftliche Dokumentation der permanenten Klanginstallation TONSPUR für einen öffentlichen Raum in Wien und Berlin erhilet sie 2010 ein Stipendium Postgraduiertenförderung der Musikhochschule Freiburg. Ihre Schwerpunkte liegen in der künstlerischen musikpädagogischen und musikwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Neuer Musik, Musik und Medien, Musikästhetik, sowie neuen Wahrnehmungs- und Kommunikationsformen

Abstract: (Klang-)Kunst als Motor der Medienreflexion?

Wirklichkeit und Fiktion werden heute wesentlich durch den Einsatz vielfältiger Medien konstruiert, irritiert und neu definiert. Medien bestimmen unseren Alltag, unsere Umwelt, unsere Wahrnehmung und bewirken ebenso neue Konzeptionen in der Kunst. Aber beeinflusst die Kunst auch die Medien, bzw. die Reflexion derselben, wie Dieter Mersch (Dieter Mersch: Medientheorie zur Einführung, Hamburg: Junius 2006, S. 226) behauptet? Und weiter stellt sich die Frage, wie kann Kunst Medienreflexion bewerkstelligen? Am konkreten Beispiel des Klangkunstprojekts TONSPUR für einen öffentlichen raum, werden diese Fragen diskutiert. Denn Klangkunst kann als eines der künstlerischen Resultate betrachtet werden, welches aus der Entwicklung und dem Zusammenwachsen von Musik, Bildender Kunst und Technik, bzw. Medien entstanden ist. Als künstlerische Praxis ermöglicht sie Räume des ästhetischen Erfahrens und damit Bewusstseinsexperimente, die die Wahrnehmung und den Standpunkt jedes einzelnen Rezipienten schärfen und ihn damit kritikfähig gegenüber dem Mediengebrauch machen.

Gespräch mit… Stefan Ruzowitzky

1961 in Wien geboren, studierte er Theaterwissenschaft und Geschichte an der Universität Wien. Neben seiner Tätigkeiten als Drehbuchautor und Filmregisseur drehte er Musikvideos (z. B. für 3-o-Matic oder N’Sync) und inszenierte die Oper Der Freischütz (2010, Theater an der Wien).

Filmografie:

1994: Montevideo (TV Comedy)

1996: Tempo

1998: Die Siebtelbauern

2000: Anatomie

2001: Die Männer ihrer Majestät (All the Queen’s Men)

2003: Anatomie 2

2007: Die Fälscher

2009: Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch

Gespräch mit… Volker Schmidt

1976 in Klosterneuburg geboren, absolvierte er eine Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien; es folgten Fortbildungen in St. Petersburg und Kopenhagen. Als Schauspieler, Regisseur und Autor war er an einer Vielzahl von Theater-, Film-, Fernseh- und Hörfunkproduktionen beteiligt. In seiner letzten theatralen Inszenierung adaptierte er – unter dem Titel Hass im Rahmen eines Stationentheaters für die Wiener Festwochen (2010) – Mathieu Kassovitz‘ vielfach ausgezeichneten Kinofilm La Haine (Regie: Mathieu Kassovitz, Frankreich 1995)

Theaterproduktionen/Regie (Auswahl):

2004/2007: Stormy Love inna Beatbox

2007: komA

2009: Die Nibelungen

2009: Richty 3

2010: Peer lügt

2010: Hass

Gespräch mit… Daniel Wetzel

1969 in Konstanz geboren, studierte er am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und gehört mit Helgard Haug und Stefan Kaegi zu den Gründern des Labels Rimini Protokoll. Als ‚Allrounder‘ – neben seiner Tätigkeiten im Bereich Theater, Film, Hörspiel und Installationen – arbeitet er ebenso an seiner Disseration unter dem Titel The act of taking pictures as a performative. Im Rahmen der Wiener Festwochen 2010 war Rimini Protokoll mit der Produktion 100% Wien. Eine statistische Kettenreaktion vertreten – ein Versuch, ‚lebende‘ Statistik auf die Bühne zu bringen.

Theaterproduktionen (Auswahl)

2003: deadline

2004: Hot Spots

2004: Schwarzenbergplatz

2005: Call Cutta. A mobile phone theatre

2005: Wallenstein

2006: Karl Marx: Das Kapital, Erster Band

2007: Der Besuch der alten Dame

2007: Peymannbeschimpfung

2008: Breaking News

2008: Call Cutta in a Box. Ein internationales Telefonstück

2008: Black Tie

2009: Der Zauberlehrling

2010: 100 Prozent Wien. Eine statistische Kettenreaktion

2010: Prometheus in Athen